Jährliche Archive: 2015


Pilze

3. September

Route:  Brusio – Cavalone – Pescia bassa – Col d’Anzana (2224 m) – Lughina – Campocologno
Distanz: 23,6 km (6 km entlang der Grenze)
Marschzeit:  6 Stunden 20 Minuten (zusätzlich 40 Minuten für die Pausen)
Höhenmeter:  1510 m bergauf; 1730 m bergab

Ich habe den Wagen am Bahnhof in Brusio gelassen und nahm einen (nicht markierten, aber auf den Karten eingezeichneten) Pfad, der bis zur Straße nach Cavalone querte.  Er war stellenweise sehr überwachsen und ich verlor Zeit, meinen Weg durch Gestrüpp zu erkämpfen der alte Weg setzte sich immer fort und konnte ganz leicht verfolgt werden.  In Cavalone, nach etwa 90 Minuten, fragte ich eine 73-jährige Dame, ob es eine Bar im Dorf gäbe.  Nein, es gibt keine mehr, aber sie würde mir gerne einen Kaffee zubereiten!  Ich akzeptierte gerne und wir plauderten einige Minuten lang.  Ich erwähnte den „sentiero brutto“ den ich gerade passiert hatte und sie hat mir Vorwürfe gemacht, weil der Pfad jetzt gefährlich sei und nicht verwendet werden sollte.  Sie erzählte die übliche Geschichte wie die jungen Leute nicht mehr in den Feldern arbeiten oder sogar in den Bergdörfern leben wollten.

Ich hatte entschieden, um 14 Uhr umzukehren und dies erlaubte mir, den Col d’Anzana an der Grenze zu erreichen, von wo aus ein sehr schöner Pfad und Mountainbike-Piste knapp auf der italienischen Seite der Grenze hinab führte. Später, auf einem steilen Waldweg auf der Schweizer Seite, gab es überall viele Pilze; der Regen der letzten Tage hatte es ihnen gewiß erlaubt, sich unter optimalen Bedingungen zu entwickeln.  Von Tirano aus ist Campocologno das erste Dorf in der Schweiz, und ich konnte einen Zug zurück nach Brusio nehmen.

Photo:

Lepiota sp.

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Ein Regentag

2. September

Es regnete in Pontresina den ganzen Vormittag und einen Großteil des Nachmittags, mit sämtlichen Bergen in Wolken versteckt.  Ich besuchte das Führerbüro, um die Zukunft zu diskutieren.  Das Problem ist jetzt Neuschnee auf offenen Gletscherspalten, so daß viele Gletscherfahrten jetzt zu gefährlich sind.  Trotzdem habe ich einen Bergführer für den kommenden Montag provisorisch gebucht, um mindestens den Piz Palü und die Bellavista zu überschreiten; alle Prognosen einigen sich auf schönes Wetter an diesem Tag, aber wir haben solche Versprechungen schon öfters gehört!


Ankunft des Schlechtwetters

1. September

Verlauf:  Forno-Hütte – Monte del Forno (3214 m) – Muretto-Pass – Maloja (Parkplatz)
Distanz:  14,4 km
Marschzeit:  5 Stunden 50 Minuten (zusätzlich 40 Minuten für die Pausen)
Höhenmeter:  900 m bergauf; 1670 m bergab

Die Wettervorhersage war für den Nachmittag nicht gut und weder ich noch der Bergführer hatten Lust, die 4 km auf dem Fornogletscher noch zweimal zu machen, was für eine Besteigung des Monte Sissone, zum Beispiel, nötig wäre.  Also entschieden wir uns für den Monte del Forno, ein leichterer Berg mit einem markierten Weg bis zum Gipfel, wenn auch mit ein paar Ketten, und welcher weder Eispickel noch Steigeisen benötigte.  Wir starteten um 8.30 Uhr bei bewölktem und windigem Wetter, versuchten nicht zu viel Zeit zu verlieren, und erreichten den Parkplatz um 15h00, gerade als es anfing zu regnen!


Cima di Castello

31. August

Route:  Albigna-Seilbahn Bergstation – Albigna-Hütte – Cima di Castello (3379 m) – Forno-Gletscher – Forno-Hütte (CAS)
Distanz:  20,2 km
Marschzeit:  10 Stunden 15 Minuten (zusätzlich 1 Stunde 15 Minuten für die Pausen)
Höhenmeter:  2010 m bergauf; 1530 m bergab

Ich bin von Pontresina um 5.50 Uhr abgefahren, um den neuen Führer, Lukas, um 6.30 Uhr am großen Parkplatz etwas unterhalb des Maloja-Passes zu treffen.  Er ließ sein Auto dort und ich fuhr mit ihm zur Albigna-Seilbahn, wo wir in die erste Gondel (nur 8 Plätze) um 7.00 Uhr kamen.  Wir erreichten die Albigna Hütte von der Bergstation der Seilbahn (direkt unter der massiven Staumauer) in etwa 45 Minuten.  Ich hatte im Jahre 1962 in der Nähe dieser Hütte mit meinem Bruder Rolf gezeltet!

Der Rest des Aufstiegs war ereignislos, außer daß der Weg zum Gipfel durch einen spaltenreichen Gletscher führte und daß der Hüttenwart Lukas den besten Weg auf einer Karte zeigte.  Das klappte gut und wir fanden den besten Durchgang durch die Spalten, ohne einmal umkehren zu müssen.  Der Weg zur Forno-Hütte führte durch einen weiteren sehr zerklüfteten Gletscher hinunter und wieder fand Lukas in unheimlicher Weise den besten (einzigen?) sicheren Weg, unterstützt durch die Skizze des Hüttenwarts.  Aber er hatte auch die Strecke vom Gipfel aus betrachtet und machte am Handy ein Photo, die er später verwendete.

Am Ende mußten wir rund 4 km am blanken Gletschereis marschieren.  Obwohl der Gletscher ziemlich flach war, war die Oberfläche so unregelmäßig und mit Schmelzwasserströmen versetzt, daß unser Tempo ziemlich langsam war.  Die Hütte liegt etwa 250 Meter über dem Gletscher, was am Ende des Tages anstrengend war, bot aber eine herrliche Aussicht.

Photos:

1 und 2.  Camping unter der Albigna-Hütte, im Juli 1962
3. Auf dem Gipfel
4. Der Forno-Gletscher.  Die Cima di Castello liegt hinten rechts

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Ein neuer Start

30. August

Ich habe versucht, in Pontresina einen Bergführer für Samstag oder Sonntag zu bekommen, aber sie waren alle bereits gebucht – ein Wochenende mit gutem Wetter.  Aber ich konnte einen für Montag, den 31. August haben, für mindestens zwei Tage.

Vorgestern, am Freitagvormittag, nach dem Besuch im Spital, brauchte ich einige Zeit, um meine Sachen zu organisieren.  Also fuhr ich am Samstag, den 29. August mit der Bahn nach Pontresina, mit viel Gepäck, und genoß noch einmal die Gastfreundschaft von Fritz und Ursulina.

Nun, was soll ich am Sonntag unternehmen?  Ich beschloß, diesen Tag nutzen, um einen einfacheren Grenzabschnitt ohne schwerem Rucksack zu begehen.  Ich entschied mich für den Aufstieg von 2100 m vom Val Poschiavo auf den ersten Gipfel der östlichen Bergkette.

Verlauf: Campascio – Viano – Tegial – Grenzstein Nr. 13 (pt 2648 m) – Pass Portun – Grüm Sur – Viano
Distanz: 22.1 km (nur 6 km entlang der Grenze)
Marschzeit: 8 Stunden 30 Minuten (zusätzlich 1 Stunde für die Pausen)
Höhenmeter: 2220 m bergauf; 1580 m bergab.

Auf der Ostseite des Val Poschiavo geht die Grenze von Campocologno schnurgerade nach oben, aber überquert mehrere Felsstufen und es gibt keinen geeigneten Weg.  Der Aufstieg von Campascio war die einzige andere Möglichkeit.  Es war heiß und ich brauchte mehr als fünf Stunden, um den höchsten Punkt zu erreichen;  der ganze obere Teil bestand aus steilem Gras und Geröllfeldern, ohne Wegspuren.  Der fast senkrechte Blick hinunter nach Tirano ist hervorragend – siehe Photo.  Dann folgte ich den Grenzkamm nach Norden, aber ich mußte nach eineinhalb Kilometer umkehren, weil große Blöcke und unbezwingbare vertikale Platten den Weg versperrten.

In Viano angelangt, trat ich in ein kleines Restaurant ein, um mich über den Fahrplan für die Postautolinie zu erkundigen. Es gibt keinen! Stattdessen telephoniert man und der kleine gelbe Bus kommt 20 Minuten später. Ich war der einzige Passagier. Die Reise von mehreren Kilometern, auf einer schmalen Straße, teilweise in den Felsen ausgehöhlt und mit unzähligen Haarnadelkurven, führte zum Bahnhof in Brusio. Die Fahrkarte für diese besondere Reise, mit einem Halbtaxabonnement: CHF 2,20, d.h. der normale Preis! Fritz erzählte mir später, daß das ganz normal ist und noch dazu billiger für die Busgesellschaft (Die Post) als ein formeller Fahrplan. Ich stieg in den Zug von Brusio nach Campascio (5 Minuten), um das Auto abzuholen und nach Pontresina zurückzufahren.

Photo:

Blick vom Grenzstein Nr. 13, 2648 m, mit Tirano (in Italien) hinten, 2200 m tiefer gelegen

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Im Spital – gute Nachricht

20. und 21. August

Ich ging am Donnerstag den 20. zur Mittagszeit im großen Spital in Lausanne (CHUV – Centre hospitalier universitaire vaudois ), zur Unfallstation und wurde bald mit der Gesichtschirurgie-Abteilung in Kontakt gesetzt, die aber keinen Termin bestätigen konnte, mich aber zurückrufen würde.  Am späten Nachmittag habe ich dann eine Mitteilung erhalten, die mich bat, mich um 8.15 Uhr am nächsten Tag zu melden.

Das tat ich, und wurde zu meiner großen Überraschung sehr schnell von einer Ärztin in der genannten Abteilung empfangen.  Nach ein paar Tests bestätigte sie, daß ich keine Funktionsstörungen hatte und daß ein chirurgischer Eingriff nicht nötig wäre.  Die Frakturen waren „normal“ für diese Art von Unfall und die Knochen nicht verschoben.  Aber sie wollte mich in einer Woche (Freitag, den 28.) wieder sehen, wenn alle Schwellungen zurückgegangen waren.  Mein Hausarzt sollte die Nahtfäden etwa Mittwoch ziehen.

Fazit:  Ich werde mich ausruhen und in den nächsten Tagen viel essen und werde versuchen, die Grenztour ab 29. August wieder aufzunehmen, wenn es das Wetter erlaubt.


Autofahrten

19. August

Gestern ging Peter zurück nach Bondo, war aber müde; dann wurde es dunkel und er stürzte ein paar Mal – nicht ernst – und erreichte das Auto um 1 Uhr heute früh!  Später fuhr er zu Fritz Hagmanns Wohnung in Pontresina und war gegen 11 Uhr dort.  Unterdessen verließ Roger Grandvaux um 5.30 Uhr und kam in Pontresina gleich nach Peter an.

Ein nettes Mittagessen mit Fritz und Ursulina, dann fuhr Roger mit Peter und mir zurück nach Hause – über 11 Stunden Fahrzeit, eine große Leistung, und noch dazu an einem Arbeitstag.

Peter wird morgen den Zug nach Mailand nehmen, um am Freitag zurück in die USA zu fliegen.


Das Ende des Abenteuers?

18. August

Fast hätte ich diesem Blog die Überschrift „Katastrophe“ gegeben, aber das ist nicht ganz richtig.

Niedrige Wolken und etwas Regen heute früh; wir haben also jegliche Hoffnung auf den Piz Badile und andere Gipfel aufgegeben.  Stattdessen würden wir entlang dem Fernwanderweg Via Roma zur nächsten Hütte (Rifugio Allievi) queren.

Nach etwa 90 Minuten habe ich versucht, eine Abkürzung in einem recht steilen Geröllfeld zu nehmen, aber irgendwie rutschte ich aus und fiel so ungeschickt, daß mein Gesicht gegen einen Felsblock prallte.  Eine Wunde direkt neben meinem linken Auge und viel Blut.  Es gab keine andere Wahl, als zur Hütte zurück, mit einem provisorischen Verband freundlicherweise zur Verfügung gestellt von einem deutschen Ehepaar auch auf dem Weg.

Auf der Hütte haben sie mich gereinigt, sagten, es sah nicht so schlecht aus, aber riefen sofort einen Hubschrauber!

Peter beschloß, zum Auto in Bondo zurückzukehren, auf dem Weg, den wir vor 2 Tagen gemacht hatten.

Der Hubschrauber brachte mich in das Spital in Sondalo, zwischen Tirano und Bormio.

Hier mußte ich auf einem Spitalbett lange warten mit einer unbequemen Nackenstütze um den Hals und mußte Formulare ausfüllen.  Im Laufe der Zeit wurde ich in die Röntgenabteilung für Scans und Röntgenstrahlen gebracht.  Dann, nach einer weiteren langen Wartezeit, sagten sie mir die Ergebnisse: Gehirn, linkes Auge, Hals, Wirbelsäule, usw. waren alle in Ordnung, aber es waren Frakturen der Wangenknochen, die eine weitere Behandlung erfordern könnten.  Ich entschied mich, dies zu Hause in der Schweiz zu veranlassen.  Dann behandelten sie die Wunde – ein paar Nahtfäden – gaben mir einen detaillierten medizinischen Bericht und die Röntgenaufnahmen und ich durfte gehen.

Um 18 Uhr holte mich ein alter Freund, Fritz Hagmann, ab und führte mich zu seiner Wohnung in Pontresina; über 90 Minuten Fahrzeit in jede Richtung.

Ergebnis: Ich werde mindestens eine Woche lang nicht weitermachen können.


Schlechtwetter – und ein Bancomat außer Betrieb

17. August

Nun, das prognostizierte gute Wetter ist nicht gekommen!  Peter und ich verließen die Hütte um 7 Uhr, der Himmel war komplett bewölkt und es hatte in der Nacht geregnet.  Wir visierten den Pfeiler, wo der Normalweg auf den Piz Badile läuft. Dann fing es an leicht zu regnen und der Nebel bedeckte den oberen Teil des Berges.  Wir hatten keine Lust, auf nassen, kalten Felsen zu klettern, so kehrten wir um.

Distanz: 3,2 km
Zeit: 90 Minuten
Höhenmeter: 375 m, sowohl bergauf als bergab

Wir hatten ein anderes Problem – wir hatten fast keine Euro mehr, da 3 Unterkünfte nacheinander keine Kredit- oder EC-Karten akzeptiert hatten.  Die Frau des Hüttenwarts hat mir versichert, daß es einen funktionierenden Bancomat im Tal in der Ortschaft San Martino gab und daß die Bank dort am Montagnachmittag geöffnet war.  Also beschloß ich, hinunter zu gehen und etwas Geld zu holen.  Inzwischen hat es aufgehört zu regnen und das Wetter hat sich etwas verbessert.  Peter zog es vor, in der Hütte zu bleiben.

Es waren 1200 Höhenmeter hinunter bis zu den Bagni del Màsino – es gibt dort heiße Quellen – dann noch 300 Höhenmeter und 3 km nach San Martino selbst.  Der Weg war sehr steinig und rutschig wegen dem Regen, so daß große Sorgfalt erforderlich war.  Trotzdem habe ich die Bagni in 2 Stunden und das Dorfzentrum in weiteren 40 Minuten erreicht.

Der Bancomat war außer Betrieb!  Das Gewitter vor 3 Tagen hatte die Verbindungen unterbrochen.  Und die Bank war am Montag vormittags, nicht nachmittags geöffnet, nur bis 12.30 Uhr (ich war um 12.50 Uhr dort).

Dann hatte ich Glück: ich bemerkte einen Bus in Richtung Val Màsino und konnte einsteigen, knapp bevor er zu den Bagni startete.  Das ersparte mir eine Stunde zu Fuß.  Für die verbleibenden 1200 Höhenmeter brauchte ich 2 Stunden 45 Minuten.


16. August

Route: Bondo – Bocchetta della Tegiola – Passo Porcellizzo – Rifugio Gianetti (CAI )

Distanz: 18,8 km
Zeit: 8 Stunden (zusätzlich 1 Stunde 40 Minuten für die Pausen)
Höhenmeter: 2620 m bergauf ; 910 m bergab

Den ganzen Tag bewölkt, nur ein paar Minuten Sonne; leichter Regen ab 14h30. Nebel oberhalb etwa 2500 m.

Wir haben das Auto 3 km weiter hinauf im Tal verlegt, weil der Führer vom Start ab Castasegna abratet – der Weg wird nicht mehr unterhalten. Wir begannen also um 8.30 Uhr in Bondo (820 m) den langen Aufstieg von 1670 m zum Tegiola Paß.  Den ganzen Weg hatten wir viele Trümmerfelder und steinige Fußwege. Der höchste Paß war der Porcellizzo mit 2961 m.  Kurz nach 18 Uhr kamen wir ganz durchnäßt zur Hütte.  Wir hoffen auf besseres Wetter für morgen.