Tägliche Archive: 24 Juli 2015


Ins Tessin – ein sehr langer Tag

24. Juli

Verlauf:  Binntalhütte – Ofenhorn (3235 m) – Hohsandhorn (3182 m) -Blinnenhorn (3373 m) – Corno Gries Hütte
Distanz: 25,0 km
Zeitaufwand: 14 Stunden
Höhenmeter: 2170 m bergauf; 2090 m bergab

Wir waren heute zur Corno Gries Hütte verpflichtet: Dave, um am nächsten Tag nach Hause zu gehen und ich, um Peter Rowat zu treffen, ein ehemaliger Kletterkollege, der heute Abend dort sein und mich für die nächsten 3-4 Wochen begleiten würde.  Als wir Corno Gries der Hüttenwartin erwähnten, sagte die nette Dame fast, das sei unmöglich.  Statt dessen sagte sie, daß es sehr schwierig und lange sein würde.  Ich wagte es nicht ihr zu sagen, daß wir auch drei Gipfel vorhatten! Wir brachen um 6 Uhr morgens auf und waren 3 Stunden und 15 Minuten später auf dem Ofenhorn.  Es war den ganzen Tag neblig, was unsere Orientierung nicht half.  Ein weiteres Problem war, daß die Gletscher zurückgegangen sind, so daß viele Felsstreifen jetzt ausgeapert waren, die nicht auf unsere Karten und im GPS-angezeigt waren.  Dennoch fanden wir den Weg in die Nähe des Hohsandjochs.  Wir hatten geplant, auf Schneehängen unterhalb eines Felsrückens zum Ober Hohsandjoch zu queren, aber Dave dachte, wir könnten den Felsgrat überschreiten, um keine Höhe zu verlieren.  In der Tat gab dieser felsige Grat – ohne Name auf der Karte und im Führer kaum erwähnt – eine interessante, aber sehr zeitaufwendige Kletterei, um die vielen Gendarmen aus riesigen Felsplatten zu umgehen.  Ich schätze, wir haben hier eine Stunde kostbarer Zeit verloren.  Vom Ober Hohsandjoch auf den Hohsandhorn war leicht, ebenfalls der Abstieg des oberen Teils des Hohsandgletschers, mit vielen Gletscherspalten.  Dann querten wir die gesamte Südseite des Blinnenhorns, weit unter dem SW-Grat, auf Geröll und Schneefelder, und endeten am oberen Rand eines kleinen Gletschers.  Drei Seillängen auf Geröll, wo alles was man berührte in die Tiefe rutschte, führte uns auf den Grat.  Wie Dave das als Seilerster geschafft hat, werde ich nie verstehen!  Schlußendlich waren wir etwa um 16.30 auf dem Gipfel, von wo ich die Hüttenwartin anrufen konnte, die aber mit unserer verspäteten Ankunft nicht sehr zufrieden war.  Wir haben endlich die Hütte um 8 Uhr abends erreicht, nach Überschreitung des Griesgletschers im Nebel, und wurden von Peter (und seiner Frau Nona) begrüßt; sie hatten die Hüttenwartin überredet, das Abendessen für uns zu halten.