Rupert Roschnik


25. Juli – Rasttag/Reisen

Rasttag aus logistischen Gründen

Dave, Peter, Nona und ich stiegen alle ins Tal, um den Postautobus nach Airolo zu nehmen, fuhren dann mit der Bahn durch den Gotthardtunnel nach Gõschenen.  Hier gab es eine gute Verbindung direkt nach Visp, in zweieinhalb Stunden.  Dann ein weiterer Zug nach Sierre (Siders).  Peter und Nona warteten hier etwas über zwei Stunden, während Dave sein Auto holte (kurze Taxifahrt vom Bahnhof) und führte mich netterweise nach Mattmark um mein Auto zu holen.  Er fuhr dann nach Evolène weiter.  Ich habe Peter und Nona abgeholt und fuhr mit ihnen nach Hause.


Ins Tessin – ein sehr langer Tag

24. Juli

Verlauf:  Binntalhütte – Ofenhorn (3235 m) – Hohsandhorn (3182 m) -Blinnenhorn (3373 m) – Corno Gries Hütte
Distanz: 25,0 km
Zeitaufwand: 14 Stunden
Höhenmeter: 2170 m bergauf; 2090 m bergab

Wir waren heute zur Corno Gries Hütte verpflichtet: Dave, um am nächsten Tag nach Hause zu gehen und ich, um Peter Rowat zu treffen, ein ehemaliger Kletterkollege, der heute Abend dort sein und mich für die nächsten 3-4 Wochen begleiten würde.  Als wir Corno Gries der Hüttenwartin erwähnten, sagte die nette Dame fast, das sei unmöglich.  Statt dessen sagte sie, daß es sehr schwierig und lange sein würde.  Ich wagte es nicht ihr zu sagen, daß wir auch drei Gipfel vorhatten! Wir brachen um 6 Uhr morgens auf und waren 3 Stunden und 15 Minuten später auf dem Ofenhorn.  Es war den ganzen Tag neblig, was unsere Orientierung nicht half.  Ein weiteres Problem war, daß die Gletscher zurückgegangen sind, so daß viele Felsstreifen jetzt ausgeapert waren, die nicht auf unsere Karten und im GPS-angezeigt waren.  Dennoch fanden wir den Weg in die Nähe des Hohsandjochs.  Wir hatten geplant, auf Schneehängen unterhalb eines Felsrückens zum Ober Hohsandjoch zu queren, aber Dave dachte, wir könnten den Felsgrat überschreiten, um keine Höhe zu verlieren.  In der Tat gab dieser felsige Grat – ohne Name auf der Karte und im Führer kaum erwähnt – eine interessante, aber sehr zeitaufwendige Kletterei, um die vielen Gendarmen aus riesigen Felsplatten zu umgehen.  Ich schätze, wir haben hier eine Stunde kostbarer Zeit verloren.  Vom Ober Hohsandjoch auf den Hohsandhorn war leicht, ebenfalls der Abstieg des oberen Teils des Hohsandgletschers, mit vielen Gletscherspalten.  Dann querten wir die gesamte Südseite des Blinnenhorns, weit unter dem SW-Grat, auf Geröll und Schneefelder, und endeten am oberen Rand eines kleinen Gletschers.  Drei Seillängen auf Geröll, wo alles was man berührte in die Tiefe rutschte, führte uns auf den Grat.  Wie Dave das als Seilerster geschafft hat, werde ich nie verstehen!  Schlußendlich waren wir etwa um 16.30 auf dem Gipfel, von wo ich die Hüttenwartin anrufen konnte, die aber mit unserer verspäteten Ankunft nicht sehr zufrieden war.  Wir haben endlich die Hütte um 8 Uhr abends erreicht, nach Überschreitung des Griesgletschers im Nebel, und wurden von Peter (und seiner Frau Nona) begrüßt; sie hatten die Hüttenwartin überredet, das Abendessen für uns zu halten.


Alpe Dèvero

23. Juli

Route:  Alpe Veglia – Alpe Dèvero – Binntalhütte

Distanz: 27,5 km
Gehzeit:  8 Stunden 15 Minuten
Höhenmeter:  1730 m bergauf; 1240 m bergab

Es gibt viele Pässe und Übergänge zwischen dem schweizerischen Binntal und der Gegend der italienischen Alpe Dèvero, aber die Gipfel sind von der Schweizer Seite besser erreichbar.  Der höchste Gipfel, Helsenhorn, liegt ganz in der Schweiz. Die Wettervorhersage war noch nicht sehr gut, und wir waren auf der italienischen Seite etwas im Engpaß, so daß wir beschlossen, einen längeren Tag daraus zu machen und die Binntalhütte zu erreichen.  Wir brachen um 6 Uhr früh auf und waren um 10h45 in Alpe Dèvero am.  Eine Teilstrecke, die letzte „Wand“ bis zum Passo di Valtendra, war ein steiler, steiniger und anstrengender Weg – die 330 m Höhendifferenz hatten uns gute 45 Minuten gekostet.  Wir gönnten uns ein Eis und gingen weiter nach Crampiolo für einen Teller Spaghetti zum Mittagessen.  Schließlich kam der Aufstieg zum Albrunpass und der kurze Abstieg zur Hütte.  Es war den ganzen Tag teilweise bewölkt mit einigen Regentropfen.


Schlechtwettertag

22. Juli

Erster Teil: Monte Leone Hütte – Wasenhorn (3252 m) und zurück, 2,5 Stunden

Zweiter Teil: Monte Leone Hütte bis Alpe Veglia, Rifugio Città d’Arona (CAI), 2 Stunden 45 Minuten
Distanz: 14,6 km
Höhenmeter: 520 m bergauf, 1600 m bergab

Der Morgen begann sehr neblig und die Wettervorhersage war nicht gut.  Wir „machten“ das Wasenhorn und hatten einen kleinen Blick ins Tal durch die Wolken.  Auf dem Grat weiter zu klettern war unter diesen Bedingungen nicht ratsam, also stiegen wir dann zur Alpe Veglia in Italien ab.  Unangenehmer Abstieg über einige kurze Felsstufen, die durch den Gletscherrückgang zu Tage gekommen sind, mit mehreren Eisenketten und Tritte.  Später fing es an zu regnen, genug, daß wir Regenschutz anziehen mußten, aber nicht genug, daß wir durch und durch naß wurden.  Es dauerte nur eine halbe Stunde, und als wir die Hütte gegen Mittag erreichten, waren wir trocken und es gab sogar etwas Sonne.  Faulenzender Nachmittag.


Monte Leone

21. Juli

Start:  Simplon Hospiz, 07.55;  Ende:  Monte Leone Hütte, 18.15

Distanz:  22,4 km
Zeit:  10 Stunden 20 Minuten (plus 50 Minuten für die Pausen)
Höhenmeter:  2340 m bergauf;  1490 m bergab

Gipfel:  Monte Leone, 3553 m

Das Begehen der Grenze von knapp unter Gondo bis zum Gipfel des Monte Leone hätte einen Aufstieg von 2750 m gegeben, und noch mehr, wenn alle Scharten und Nebengipfel vor und nach Punta Valgrande mitgezählt wären.  Außerdem besteht der erste Abschnitt aus sehr steilem Geröll und Schutt, in der Regel nur im Abstieg durch Abseilen begangen.  Dave und ich beschlossen also, daß das zu viel war, vor allem mit schweren Rucksäcken!  Also entschieden wir uns, bei der Simplon Hospiz zu starten, was uns 1200 m Aufstieg erspart hat.  Aber weil wir Frühstück im Hotel in Simplon Dorf erst um 7 Uhr früh bekommen konnten, gab das einen späten Start. Wir kamen gut weiter, aber litten später unter Hitze und weichem Schnee.  Die leichte Kletterei auf großen Platten und Blöcken auf dem letzten Gratabschnitt schien kein Ende zu nehmen, bevor wir endlich den Gipfel gegen 14.00 erreicht haben.  Relativ gutes Wetter, nur zahlreiche Wolken.  Beim Abstieg, schlug Dave vor, direkt zur Monte Leone Hütte zu queren, ohne an Höhe zu verlieren, aber wir wurden von kleinen Schluchten und Felsklippen blockiert, und mußten trotzdem absteigen – das Ergebnis war ein Zeitverlust von mindestens 30 Minuten.  Achtung vor Abschneider im Gebirge!


Nach Gondo

20. Juli

Start: Bivacco Camposecco ; Ende: Gondo

Distanz: 24,5 km
Zeit: 8 Stunden und 30 Minuten (plus 1 Stunde für die Pausen)
Höhenmeter : 820 m bergauf , 2300 m bergab

Wir starteten um 5 Uhr 20, in Richtung Rifugio Andolla, das wir am Abend vorher erreichen wollten.  Wir haben dazu fast 4 Stunden gebraucht und es hat uns erlaubt, den Portjengrat zu umgehen; dies war nötig, weil alle Führer uns vom langen Abstieg vom Portjengrat zum Andolla Paß abgeraten haben.  Frühstück in der Hütte, dann die 400 m zum Andolla Paß, gefolgt vom langen Abstieg nach Gondo, das wir versprochen hatten, heute zu erreichen (Treffen mit Sally, die mit dem Zug gekommen ist, und Reservierung in Simplon Dorf).

Photo:

“Grenzstein“ am Andolla Paß

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Trümmerfelder – Fortschritt langsam

19. Juli

Start:  Rifugio Oberto; Ende:  Bivacco  Camposecco (CAI)
Distanz: 19,9 km
Zeit: 12 Stunden (zusätzlich 1 Stunde für die Pausen)
Höhenmeter: 1700 m bergauf, 2140 m bergab

Gutes Frühstück in der Hütte um 4.30 Uhr, Start um 5.20. Wir bestiegen das Joderhorn (3036 m), dann das Spechhorn (3189 m) und das Ofentalhorn (3059 m) weiter entlang dem Grenzkamm.  Überhaupt keine Wege, meist loses Geröll und ermüdende, instabile Trümmerfelder, und haben bemerkt, daß wir auf diese Art von Gelände nicht so schnell weiter kommen konnten als erwartet.  Der nächste Gipfel, Jazzihorn (3227 m) und der anschließende Abstieg zum Altronapaß waren besonders zeitaufwendig.  Die Wolken sahen immer bedrohlicher aus und wir haben beschlossen, zur italienischen Biwakhütte Camposecco, über einen kleinen Paß mit dem gleichen Namen erreichbar, zu gehen.  Aber wir gingen trotz GPS falsch und zu weit und erreichten das Vorder Latelhorn.  Der Abstieg zurück zum Paß war in unserem Bergführer „facile“ kotiert, aber wir haben den richtigen Weg nicht gefunden.  Wir mußten uns anseilen und eine heikle Kletterei in Kauf nehmen, gerade als es zu nieseln begann und ein Gewitter auf der anderen Seite des Tals tobte.  Wir beeilten uns, um rasch hinunter zur Biwakhütte zu kommen und ich stellte dann fest, daß wir heute 13 Stunden unterwegs waren.  Ich mußte Zündhölzer von einem Mitarbeiter der nahe gelegenen Wasserkraftanlage verlangen (und erhielt auch Bier von ihm) und wir machten Tee und aßen das wenige Proviant, das wir hatten.  Bequeme Nacht (Matratzen und Decken in der Hütte).

Photo:

Dave auf dem Ofentalhorn, Monte Rosa hinten

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Ankunft in einer Berghütte ganz durchnäßt

18. Juli

Start: Mattmark Staumauer; Ende:  Rifugio Gaspare Oberto (CAI)
Distanz: 7,9 km
Zeit: 2 Stunden 55 Minuten
Höhenmeter: 680 m bergauf; 70 m bergab

Euan mußte zurück nach Schottland.  Heute Nachmittag traf ich meinen fünften britischen Führer, Dave Kenyon.  Wir fuhren zum Staudamm Mattmark, oberhalb von Saas-Almagell, und von hier aus stiegen wir zum Monte Moro Paß hinauf und auf der italienischen Seite etwas hinunter zum Rifugio Oberto.  Wir begannen bei bewölktem Wetter um 16h20, aber vor 18h00 regnete es, nicht sehr stark, aber kontinuierlich und es hat gedonnert.  Um 19h00 haben wir den Paß erreicht, und 15 Minuten später waren wir dabei, unsere nasse Kleidung in der Hütte auszuziehen.  Freundlicher Empfang und wir bekamen ein gutes Abendessen.  Das Vorzimmer der Schlafräume hatte einen großen Pelletofen, der die ganze Nacht auf maximaler Einstellung in Betrieb war.  Zunächst zeigte er 19°C, aber am Morgen waren es erstickende 28°C; gut zum Austrocknen der Schuhe und Kleidung, aber sonst unerträglich.

 


Weicher Schnee auf dem Gletscher = Gefahr!

16. Juli

Start: Monte Rosa Hütte; Gipfel: Cima di Jazzi, 3803 m; Ende: Gornergrat

Distanz: 18,2 km
Benötigte Zeit:  11 Stunden 45 Minuten, davon 1 Stunde 15 für die Pausen
Höhenunterschied:  1220 m bergauf, 1010 m bergab

Die Hütte um 5 Uhr früh verlassen.  Wir überquerten Moränen, geschliffene Felsen und Gletscherbäche unter dem Monte Rosa Gletscher und erreichten das nackte Eis des oberen Teils des Gornergletschers.  Weiter oben ist er mit Schnee bedeckt, aber die Oberfläche ist solid, es gibt nur wenige Spalten und wir kommen rasch vorwärts zum Gipfel.  Wir hatten vor, eine nur 2-3 km entfernte Biwakhütte zu erreichen, aber der Schnee war auf dieser der Sonne ausgesetzten Seite sehr weich. Welch ein Kontrast!  Noch dazu überquerten klaffende Spalten den ganzen Gletscher.  Auch wenn wir Schneebrücken fänden, um sie zu überqueren, könnte man in sie kaum Vertrauen haben: die Gefahr eines Einsturzes war schon zu groß (zu Mittag!)  Daher die weise und enttäuschende Entscheidung, umzukehren und das Stockhorn und dem Gornergrat anzupeilen, um nach Zermatt hinunter zu fahren .