Rupert Roschnik


Weitere Termine

18. September

Nach der heutigen Untersuchung hat der Urologe in Lausanne beschlossen,  daß wir versuchen werden, das Problem der Blase durch Medikamente zu lösen und daß eine Operation nicht nötig sein sollte.  Er wird mich am 29. September zwecks (endgültiger?) Entscheidung wieder sehen, so daß es bis dann nichts Neues geben wird.


Frustrierende Verzögerungen

16. September

Ich besuchte am Montagnachmittag (den 14.) einen Urologen in Chur.  Er wurde vom Spital in Samedan empfohlen und ich bekam sehr rasch einen Termin.  Er bestätigte, daß ich keine Probleme mit den Nieren habe.  Das Problem liegt bei der Blase und früher oder später werde ich einen Eingriff (Operation?) an der Prostata hinnehmen müssen.  Das muß in Lausanne stattfinden, was weitere Verzögerungen für Termine usw. bedeutet.

Aber das sind nicht nur schlechte Nachrichten: in der Zwischenzeit kann ich mich richtig ausruhen, viel essen und etwas an Gewicht wieder zunehmen, das ich in den letzten Wochen verloren habe.  Ein weiterer Trost ist, daß die Wettervorhersage für die nächste Woche ziemlich schlecht ist.


Besser, aber weiterhin medizinische Sorgen

10. September

Sally ist gestern Abend mit der Bahn gekommen und konnte mich heute zweimal besuchen, eine schöne Überraschung! Einen großen Dank an Fritz und Ursulina, die Sally und mir in den letzten Tagen viel geholfen haben, und auch an alle, die mir ermutigende Mitteilungen geschickt haben, welche ich alle sehr geschätzt habe!

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen:  die Eingriffe von gestern waren sehr erfolgreich – das Fieber ist weg, mein Appetit ist zurückgekehrt, und ich fühle mich wohl.  Ich kann morgen nach Hause gehen.

Aber ich muß noch einen weiteren Spezialisten nächsten Montag besuchen, um weitere Behandlungen zu diskutieren.  Und es ist nicht klar, ob ich die Grenztour noch heuer beenden kann oder überhaupt etwas später im Jahr weiter machen kann, aus medizinischen Gründen oder wegen dem Wetter.

 
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Ins Spital

9. September

Heute Morgen hatte sich nichts gebessert, daher hat mich die Ärztin zwecks verfeinerter Kontrollen ins Spital in Samedan geschickt.  Sie werden mich für die Nacht dort behalten.


Verzicht auf den Piz Palü

7. September

Um 4 Uhr mußte ich dem Bergführer sagen, ich würde aufgeben müssen – ich hatte sehr schlecht geschlafen und fühlte mich schwach und lethargisch, sogar Probleme beim Treppensteigen.  Ich trank Tee, und wir beschlossen, uns wieder um 7 Uhr für ein zweites Frühstück zu treffen.  Dann nahmen wir um 8h30 die erste Kabine nach unten.  Es war ein herrlicher Tag.  Schade!  Ich ging zum Bergsteigerbüro und gab ihnen eine Menge Geld.  Ich begab mich dann zu Ursulina (Fritz war abwesend) und sie nahm mich sofort zu einem Arzt.  Nach einer gründlichen Untersuchung und verschiedenen Tests diagnostizierte die Ärztin eine Niereninfektion und verschrieb ein Antibiotikum und Ruhe.  Ich schlief den ganzen Nachmittag, schluckte eine Suppe (noch immer keinen Appetit) und stieg früh ins Bett.


Ich fühle mich nicht wohl

6. September

Ein entspannter Tag.  Ich hatte einen Anfall von Schüttelfrost am vorigen Abend, der bald wieder besser wurde.  Ich nahm am Nachmittag die Seilbahn zur Diavolezza und wartete auf den Bergführer.  Zur Zeit des Abendessens hatte ich etwas Fieber, keinen Appetit und mußte viel zu oft auf die Toilette gehen.  Das „Hotel“ (Berghaus) hatte keinen Verbandskasten und keiner der Führer hatte Aspirin.  Frühstück um 4h00 vorgesehen.

Photo:

Piz Palü und Bellavista, am Vorabend

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Neuschnee – und ein kurzer Tag

5. September

Route:  Alp Somdoss – Pass da Canfinal (2628 m) und zurück
Distanz:  9,2 km
Benötigte Zeit: 3 Stunden 30 Minuten (zusätzlich 50 Minuten für die Pausen)
Höhenmeter:  730 m bergauf und bergab

Es hatte fast die ganze Nacht stark geregnet und am Morgen waren die Gipfel entweder in Wolken gehüllt oder mit frischem Schnee bis auf etwa 2400 Meter bedeckt.  Ich entschied mich für den Canfinal Paß, weil es einen markierten Weg gab und weil man bis zu 2080 Meter mit dem Auto fahren konnte!  Das war ein Abenteuer an sich und viele lokale Bauern oder Hirten werden sich vielleicht gefragt haben, wo ich Wildwasser für das Kajak finden würde!  Das Wetter war nicht schlecht und es gab sogar etwas Sonne – bis es um 3 Uhr wieder zu regnen und zu schneien begann, aber dann war ich schon wieder unten.  Es gab genug Schnee auf dem Paß, um alle Pfade und Markierungen zu bedecken, so daß ich beschloß, keinen Gipfel zu versuchen.  Zwei Stunden später war der meiste Schnee unterhalb etwa 2600 m verschwunden.

Wieder traf ich zwei Jäger – ich war im Abstieg und sie im Aufstieg – und Fritz hat bestätigt, es ist die Jagdsaison, und die Jäger müssen eine weibliche Gemse erlegen, bevor sie auf etwas anderes schießen dürfen.  Kurz nachdem ich sie getroffen hatte, gab es einen Schuß und das ganze Tal widerhallte davon.  Die Jäger müssen weniger als 100 m von ihrer Beute sein, so muß ich ganz nahe an einer Gemse vorbei gegangen sein, ohne etwas zu merken.  Anderseits wimmelt das ganze Gebiet nur so von Murmeltieren – ich habe viele ihrer Warnpfiffe gehört und sogar ein oder zwei Tiere erblickt, wie sie in ihre Löcher huschten.

Nach 4 Übernachtungen in Hotels in Pontresina und Poschiavo, wurde ich wieder von Fritz und Ursulina aufgenommen.  Und die gute Nachricht: das Wetter wird am Montag, den 7. wieder gut, so daß der Aufstieg und die Überschreitung des Piz Palü bestätigt sind!

Photo:

Canfinal Pass zur Mittagszeit;  man sieht, die Bedingungen sind nicht ideal, um einen Gipfel zu versuchen.

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Die Überschreitung des Om

4. September

Marschroute:  Motta (1700 m, oberhalb von Poschiavo) – Alp Braga – Bocchetta di Braga – l’Om (2789 m) – Pass da l’Om – Alp Albertüsc – Motta.
Distanz:  14,4 km (1,5 km entlang der Grenze)
Zeit: 5 Stunden 15 Minuten (zusätzlich 50 Minuten für die Pausen)
Höhenmeter:  1190 m bergauf und bergab

Das Wetter war den ganzen Tag nicht so schlecht; bewölkt und etwas Sonne, aber kein Regen.  Ich hatte etwas Mühe fortzukommen, dann fuhr ich so hoch wie möglich auf Fahrwegen, die zu Almwirtschaften führten, bis ich vor einer Fahrverbotstafel bei knapp über 1700 m Halt machen mußte, da nur landwirtschaftlicher Verkehr weiter fahren durfte.

Eine interessante Begebenheit: etwa eine halbe Stunde oberhalb der Alp Braga traf ich zwei Jäger, welche beide eine tote Gemse hinter sich zogen, Kopf zuerst, im langen Gras der den Weg an dieser Stelle verdeckte.  Vermutlich würden sie ihre Beute über die Schulter tragen, sobald der Weg steinig wurde.  Sie begrüßten mich mit „Bon di „, aber haben mich sonst nicht beachtet, und ich wagte es nicht, ein Photo zu machen.  Waren wir in der Jagdsaison?  Waren sie Wilderer ? Unten in der Alp Braga waren zwei Männer, die Wein tranken (zu Mittag), und ich fragte mich, ob sie auf die Jäger warteten.

Nach Angaben des Führers wird l‘ Om vom italienischen “ uomo “ abgeleitet und bedeutet “ Mann“

 


Pilze

3. September

Route:  Brusio – Cavalone – Pescia bassa – Col d’Anzana (2224 m) – Lughina – Campocologno
Distanz: 23,6 km (6 km entlang der Grenze)
Marschzeit:  6 Stunden 20 Minuten (zusätzlich 40 Minuten für die Pausen)
Höhenmeter:  1510 m bergauf; 1730 m bergab

Ich habe den Wagen am Bahnhof in Brusio gelassen und nahm einen (nicht markierten, aber auf den Karten eingezeichneten) Pfad, der bis zur Straße nach Cavalone querte.  Er war stellenweise sehr überwachsen und ich verlor Zeit, meinen Weg durch Gestrüpp zu erkämpfen der alte Weg setzte sich immer fort und konnte ganz leicht verfolgt werden.  In Cavalone, nach etwa 90 Minuten, fragte ich eine 73-jährige Dame, ob es eine Bar im Dorf gäbe.  Nein, es gibt keine mehr, aber sie würde mir gerne einen Kaffee zubereiten!  Ich akzeptierte gerne und wir plauderten einige Minuten lang.  Ich erwähnte den „sentiero brutto“ den ich gerade passiert hatte und sie hat mir Vorwürfe gemacht, weil der Pfad jetzt gefährlich sei und nicht verwendet werden sollte.  Sie erzählte die übliche Geschichte wie die jungen Leute nicht mehr in den Feldern arbeiten oder sogar in den Bergdörfern leben wollten.

Ich hatte entschieden, um 14 Uhr umzukehren und dies erlaubte mir, den Col d’Anzana an der Grenze zu erreichen, von wo aus ein sehr schöner Pfad und Mountainbike-Piste knapp auf der italienischen Seite der Grenze hinab führte. Später, auf einem steilen Waldweg auf der Schweizer Seite, gab es überall viele Pilze; der Regen der letzten Tage hatte es ihnen gewiß erlaubt, sich unter optimalen Bedingungen zu entwickeln.  Von Tirano aus ist Campocologno das erste Dorf in der Schweiz, und ich konnte einen Zug zurück nach Brusio nehmen.

Photo:

Lepiota sp.

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